Die Festung Königstein


Hoch über der Sächsischen Schweiz, auf dem gleichnamigen Tafelberg, befindet sich eine der größten Bergfestungen Europas – die Festung Königstein. Sie ist schon von weiten zu sehen, bot über die Jahre hinweg immer wieder Schutz vor jederlei Gefahren und sie erzählt - bis heute - Geschichte.


So fing alles an


In alten Aufzeichnungen aus dem Jahr 1233 findet man den ersten Besitzer. Wenzel I. von Böhmen - das Gebiet der heutigen Sächsischen Schweiz gehörte damals noch zu Böhmen - besaß eine Burg auf dem Tafelberg. Nur wenige Zeit später spricht man von der „Königstein“. In der Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241 steht „in lapide regnis“ - auf dem Stein des Königs.


Im 14. Jahrhundert war es üblich, das Grafen das Land des Königs verwalteten. So auch die Königstein und den dazu gehörigen Burgbezirk. Der sogenannte Burggraf lebte hoch oben auf dem Tafelberg im Berghaus (der Vorgängerbau des Kommandantenhauses). Weitere Gebäude zu dieser Zeit waren die Burgkapelle und die - nach Kaiser Karl IV. benannte - Kaiserburg. Heute steht an ihrer Stelle die Georgenburg.


Nach der „Dohnaische Fehde“ fiel die Königstein 1409 in den Besitz Meißner Markgraf Wilhelm I (aus dem Hause Wettin). Für kurze Zeit befand sich auf dem Tafelberg ein Kloster. Den Grundstein hierfür legte Herzog Georg der Bärtige im Jahr 1516. Wenig später zogen ein Prior und 12 Mönche von der Oylbin dorthin. Durch die Reformation wurde das Kloster bereits 1524 wieder aufgelöst.


Eine Festung wird errichtet


Einen ersten wichtigen Schritt für das Errichten einer Festung war der Auftrag zum Bau des Brunnens. Hierfür ließ Kurfürst August Bergleute aus dem Erzgebirge kommen. Sie trieben den Brunnen 152,5 Meter in die Tiefe. Damit zählt er heute zu einen der tiefsten in Deutschland. Anfangs wurde das Wasser mit Hilfe einer Pferdegöpel, etwas später dann mit einem Tretrat (das von vier Mann betrieben wurde) herauf befördert. Im Zeitalter der Dampfmaschine gefolgt von der Elektrizität lösten Maschinen dieses Tretrad ab.


Den Auftrag für weitere Baumaßnahmen erteilt der Sohn des Kurfürsten Christian I. 1588. im darauf folgenden Jahr wurde der Grundstein für die Christiansburg (heute Friedensburg) gelegt. Auf der „Großbaustelle“ Königstein waren nun mehrere Hundert Arbeiter der unterschiedlichsten Gewerke tätig. Zwischen 1588 und 1600 entstanden neben dem Aufgang auf der Westseite auch die Kaserne, das Zeughaus, zwei Pulver- und einige Wachtürme. Auf der Festung lebten von nun an neben einem Hauptmann und einem Wachtmeister auch 72 „Zivilpersonen“ (Knechte, Frauen und Kinder).


August der Starke liebte sie…


… und ließ weiter bauen. So entstanden - nach den Plänen des Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann - die aufgestockte Kaserne und ein neues Brunnenhaus. Außerdem ließ er den Eingangsbereich und die Friedensburg zu einem Pavillon im barocken Stil umgestalten.


Da August der Starke gern auf der Festung Königstein verweilte und dort auch Hof hielt, wollte er auch die Schönheiten einer Schlossanlage dieser Zeit in der Festungsanlage integrieren. Das Vorhaben wurde jedoch nie verwirklicht. August der Starke ließ aber im Keller der Magdalenenburg (dem Provianthaus) ein Riesenfass für Wein errichten. Dieses war reich verziert und konnte 238.600 Liter Wein fassen. Zu den Gästen die August der Starke auf der Festung Königstein empfing gehörten unter anderem Friedrich Wilhelm I. von Preußen und sein Sohn Friedrich.


Flucht (fast) ausgeschlossen


Die Festung Königstein galt als uneinnehmbar, was nicht nur zum Schutz bei Notfällen dienlich war. Man nutzte sie auch als Gefängnis. Hier waren im Laufe ihrer Geschichte viele Gefangene untergebracht. Zu ihnen gehörte auch so manche bekannt Persönlichkeit. So zum Beispiel Johann Friedrich Böttcher (der Miterfinder des Meißner Porzellans), Friedrich Wilhelm Menzel (Mitarbeiter der städtischen Kanzlei) wegen Verrats während des Siebenjährigen Krieges, einige Teilnehmer des Dresdner Maiaufstandes (1849) und Sozialdemokraten, wie August Bebel. Aber auch „unbequeme“ Personen, wie den Großkanzler Wolf Dietrich von Beichlingen, den August der Starke verhaften ließ, mussten hier ihre „Strafe absitzen“.


Die Festung und die Kriege


Die Festung Königstein war immer wieder Zufluchtsort des sächsischen Königshauses. Sie wurde aber auch für strategische Zwecke während der verschiedensten Kriege genutzt. Napoleon erkannte die gute Lage der Festung sowie der – auf der anderen Elbseite befindende – Lilienstein, so das er 1813 beide Tafelberge mit Truppen versah. Die beiden Standorte dienten damit zur Sicherung des Elbübergangs der französischen Truppen. Zudem war die Nähe zu Dresden günstig. Dort traf Napoleon bereits im August schon einmal auf die alliierte Armee.


Die Festung Königstein sollte auch in Zukunft eine sicherer und strategischer Ort sein. Dazu kam noch die Tatsache, dass sich die Waffen technisch weiterentwickelt hatten. Das machte Ende des 19. Jahrhunderts eine weitere Modernisierung notwendig. So entstanden unter anderen unterirdische Kasernen, Pulvermagazine, Lazarette und Mannschaftsbaracken. Zu dieser Modernisierung gehörten auch moderne Waffen mit größerer Reichweite.


Die rasante Weiterentwicklung der Kriegsmaschinerien machten eigentlich eine weitere Modernisierung notwendig. Da Deutschland mit Österreich - Ungarn verbündet war, verlor die Festung an Bedeutung. Vor dem Ersten Weltkrieg diente sie nun als Erholungs- und Genesungsheim für Mitglieder des Königlich Sächsischen Militärvereinsbundes. Im Ersten Weltkrieg waren hier russische und französische Offiziere als Kriegsgefangene untergebracht. In den 1920ern wurde auf der Königstein eine Reichswehrkuranstalt eröffnet. Es entstand ein Urlaubsheim für Offiziere und alle militärischen Posten wurden durch Zivilisten ersetzt. Zudem durften nun Touristen die Festung besuchen – was rege angenommen wurde (1924 kamen 20.000 Besucher).


Der Zweite Weltkrieg setzte dem ein Ende und die Festung Königstein wurde wieder Gefangenenlager für französische Offiziere und Generäle. Unter ihnen war auch Henri Giraud, dem die Flucht gelang. Außerdem lagerte man hier die Sammlung des Grünen Gewölbes. Nach der Kapitulation im Mai 1945 nutzte man die Festung Königstein als Lazarett und Jugendwerkhof für Jugendliche. Seit dem 29. Mai 1955 ist sie wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

Das Leben auf der Festung Königstein


Die Fläche des Tafelberges bietet viel Platz nicht nur für die verschiedensten militärischen Gebäude, sondern auch für Gärten und Ställe. Das machte eine Eigenversorgung möglich. Dazu kam, dass die Festung Königstein ein eigenständiger Gutsbezirk (militärischer Art) war. So besaß sie neben der eigenen Gerichtsbarkeit und dem Marktrecht auch eine Schule, eine Kirche und einen Friedhof. Die hier stationierten Soldaten und Offiziere sowie die Beamten lebten mit ihren Familien auf dem Berg. Es war deshalb nicht selten, das die Soldaten auch noch einer „bürgerlichen“ Arbeit nachgingen, so war zum Beispiel ein Soldat dann auch als Maurer oder Schumacher tätig. Die zivilen Beamten der Festung waren zum Beispiel der Pfarrer, der Kantor, der Schulmeister und der Brunnenmeister. Anfangs war der Posten des Medicus ebenfalls eine Zivilbeamter. Ab 1831 gehörte er dann zum Militär.


Hier gab es Männer, die einem Handwerk nachgingen, Frauen, die ihre Haus- oder Gartenarbeiten erledigten und Kinder, die herumtobten. Es machte den Eindruck eines „normalen“ Städtchens. Doch zum Alltag auf der Festung gehörte das morgendliche blasen des Signalhorns, der Zapfenstreich, militärische Übungen und der Wachdienst der Soldaten, sowie Gefangene, die auf Spaziergängen von Wächtern begleitet worden Hier gab es kein Bürgermeister, sondern einen Kommandanten, dem alle unterstanden.


Ein Besuch auf der Festung Königstein …


… lohnt sich immer, denn es gibt viel zu entdecken und zu bestaunen. Bei einem Rundgang entlang der äußeren Festungsmauer hat man nicht nur einen faszinierten Blick über die Elbe bis weit hinein in die Sächsische Schweiz, man kann dabei auch die vielen Facetten der Festung Königstein und ihre Geschichte erleben. Egal ob man einen Blick in den 152,5 Meter tiefen Brunnen (im Brunnenhaus) oder in eine Gefängniszelle aus dem 18. Jahrhundert (in der Georgenburg) wirft. Ob man den Beamten beim verwahren des Staatsschatzes über die Schultern sieht (im Schatzhaus) oder einen Blick in den Pferdestall riskiert. Ob man im Kommandantenhaus den Festungskommandanten in seinem Wohnzimmer oder die Garnisonskirche besucht. Überall findet man den Geiste der Vergangenheit und die Geschichte der Festung Königstein.


Neben den Dauerausstellungen in den verschiedenen Gebäuden, kann man auch die wechselnden Sonderausstellungen in der Magdalenenburg besuchen. Und mit den unterschiedlichsten Führungen und Veranstaltungen ist für Jedermann etwas dabei.


Also bis bald auf der Festung Königstein!


www.festung-koenigstein.de/de/willkommen.html



Weitere Bilder finden Sie unter: youtube.com/shorts/jqSjUhvOZGE


Text und Bilder: Ines Rost