Museum im Wald


 Es ist ein schöner Sonntag Nachmittag Ende März, die Sonne scheint und es sind angenehme Temperaturen. Einer der ersten Tage, die sich nach Frühling anfühlen. Das bedarf keiner großen Überlegung - es zieht uns in die Natur. Genauer in den Wermsdorfer Wald. Im ehemaligen Jagdgebiet des sächsischen Kurfürsten August des Starken gibt es viele Wanderweg, auf denen man den Wald durchstreifen kann. Doch hier gibt es nicht nur Natur pur, hier findet man auch Geschichte. Und genau dahin führt heute der Weg.


Zwischen Wermsdorf und Sachsendorf befindet sich auf einem Parkplatz, der gern von Wanderern und Pilzsuchern genutzt wird, ein Waldklassenzimmer. Hier kann man auf großen Tafeln lesen, was man bei einem gezielten Rundgang im Wald entdeckt. Also werden hier die ersten Informationen gesammelt und dann geht es - entlang der zahlreichen Wegweiser - auf Entdeckungstour.


Die erste Station führt an den Kirchteich, der gut gefüllt ist. Hier zeigen die Tafeln, die zum Kulturlandschaftsmuseum im Wermsdorfer Wald gehören, was man momentan nicht sieht. Mitten im heutigen Teich befand sich einmal das Dorf Nennewitz mit zehn Bauernhäusern, die von einem Dorfzaun umgeben waren. Der Kirchteich, wie viele weitere der Teiche dieser Gegend, sind künstlich angelegte Teich, die heute noch zur Fischzucht verwendet werden. Zu der Zeit des Dorfes existierten diese allerdings noch nicht.


Weiter entlang der Ausschilderung kommt man an ein Gräberfeld aus der Bronzezeit. Die verschiedenen Gräber sind Zeitzeugen einer längst vergangen Zeit. Neben einem Hügelgrab, das einen Durchmesser von 14 Metern und eine Höhe von einem Meter hat, findet man hier auch ein sogenanntes Urnenflachgrab und Opfergruben. Bei Grabungen fand man zerbrochene Gefäße, Bronzereste und Spuren von Feuer, die auf die Art und Weise der Bestattungen der Zeit hinweisen.


Nicht ganz so alt, aber trotzdem in die Jahre gekommen sind die Burg und die Kirche mit Friedhof. Wenn man bei dem Begriff „Burg“ an ein großes Bauwerk mit einigen Nebengebäuden denkt, das von einer dicken Mauer umgeben ist, wird man hier enttäuscht. Die heutigen Reste, der um 1200 entstanden Burg, bestehen aus den Fundamenten des Turmes und eines Eckhauses. Diese beiden Gebäude befinden sich auf einem künstlich aufgeschütteten Burghügel (mit einem Graben), dessen Oberfläche nicht viel mehr Platz bietet, wie der Turm und das Eckgebäude einnehmen. Für dieses Eckgebäude fehlen jede Hinweise der Nutzung. Der Turm diente neben der Repräsentation auch zur Verteidigung. Am Rande des Burghügels befand sich zu dieser Zeit ein Wirtschaftshof, der die Familie des Burgherren versorgte.


Ähnlich der Burg sind auch von der Kirche die Grundmauern erhalten. Sie entstand ebenfalls Anfang des 13. Jahrhunderts. Nachdem das Dorf Nennewitz verlassen worden war, nutzte man auch die Kirche nicht mehr und sie diente fortan als Baumaterial. Im angrenzenden Kirchhof - der mit einer Mauer eingefasst war - konnten bei Grabungen Bestattungsstätten nachgewiesen werden.


Interessant ist auch, dass man rund um das Dorf Nennewitz, die Burg und die Kirche Reste von Pechsiederein und Grubenköhlerein gefunden hat. Im 11. und 12. Jahrhundert betrieb man beides in den Sommermonaten direkt an den Stelle, an denen es das zu verarbeitende Material (das Holz) gab.


Heute lädt der Wermsdorfer Wald zu ausgiebigen Spaziergängen und Wanderungen ein. Der Wald als Erholungsgebiet ist aber nur ein Aspekt für die Auszeichnung „Waldgebiet des Jahres“, welche 2018 vom Bund deutscher Forstleute verliehen wurde. Weitere Kriterien sind die Bewirtschaftung und die biologische Vielfalt. 



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